Pressemeldung LEB: Kostenfreies Schülerticket für ganz Hessen

Chancengleichheit statt Benachteiligung auf dem Schulwege

 Der Landeselternbeirat hat eine offene Petition an den Hessischen Landtag gestartet. Ziel ist ein kostenfreies Schülerticket für Hessen, ähnlich dem Semesterticket der Studierenden. Der Landeselternbeirat fordert, dass der Hessische Landtag den §161 im Hessischen Schulgesetz streicht, in dem Fußwege zur Schule von zwei bei Grundschülern bzw. drei Kilometern als zumutbar gelten und der Transport nur bezahlt wird, wenn eine besondere Gefahr festgestellt wurde. Hier kollidiert die Sparpolitik öffentlicher Haushalte nicht selten mit den Sicherheitserfordernissen.

Das Anliegen wird von den hessischen Kreis- und Stadtelternbeiräten, den Landesschülervertretern und von der Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt. Auch bei den Eltern findet die Petition breite Zustimmung. Bereits nach 10 Tagen konnten über 5.000 Unterschriften eingesammelt werden. Viele Eltern haben die Petition nicht nur einfach unterzeichnet, sondern ihre Forderung ausführlich begründet. Einer der zentralen Punkte ist die Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler. Dazu gehört, dass der Besuch einer Schule nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern darf, nur weil die Fahrkarte zu teuer ist. So müssen die Eltern z.B. in der Oberstufe die Fahrtkosten für ihre Kinder grundsätzlich vollständig finanzieren. Bei zwei Kindern kommen da schnell mal € 150,00 monatlich zusammen. Das kostenfreie Schülerticket sieht der Landeselternbeirat daher als einen wichtigen Baustein zur Chancengleichheit.

Die bisherige Regelung im Schulgesetz ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend verändert werden.

So arbeiten heute viele Schulen im Ganztagsbetrieb. Die ausgedehnten Schulzeiten bringen es mit sich, dass sämtliches Schulmaterial (nicht nur Bücher und Hefte, sondern auch Sporttaschen, Musikinstrumente u.v.m.) auf dem Rücken zur Schule getragen werden muss. Schulwege von zwei oder drei Kilometern – wie sie im §161 als zumutbar erachtet werden – können nicht täglich mit 3,5 bis 8 kg Gepäck bewältigt werden. Das würde auch keinem Erwachsenen zugemutet.

Die heutige entfernungsabhängige Fahrtkostenregelung führt zu willkürlich anmutenden Entscheidungen. Häufig entscheiden ein paar Meter. Das eine Kind bekommt die Fahrkarte erstattet, das Nachbarkind nicht. Das ist Eltern nicht zu vermitteln und wird als ungerecht empfunden.

Die zwei, beziehungsweise drei Kilometer-Regelung im jetzigen Schulgesetz hat auch soziale Auswirkungen: finanzkräftigere Familien werden ihren Kindern die Busfahrkarte kaufen – Kinder einkommensschwacher Familien müssen zur Schule laufen.

In den Städten und größeren Gemeinden stellt das Verkehrsaufkommen eine permanente Gefährdung für die Schülerinnen und Schüler dar – insbesondere für die Grundschüler/innen. Auf dem Land ist ein Schulweg von einem Dorf zum anderen über unbeleuchtete, oft unbefestigte Feldwege, ohne Winterdienst und soziale Kontrolle, nicht zumutbar.  

Das Schülerticket ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zum “Elterntaxi” und erhöht die Bewegungsfreiheit jugendlicher Schülerinnen und Schüler. 

Die Überprüfung der Berechtigung und die Ausstellung der Schülerfahrkarten stellen einen erheblichen Verwaltungsaufwand dar, der entsprechende Kosten verursacht. Würde ein Schülerticket für alle ausgestellt, verringerten sich die Verwaltungskosten deutlich. Die eingesparten Mittel könnten ein Schülerticket schon teilweise finanzieren.

Letztendlich hat sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag verpflichtet, die Einführung eines hessenweiten Schülertickets zu prüfen. Die Petition wird den Druck auf die politisch Handelnden erhöhen.

“Nun ist es an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen” fordert Reiner Pilz, Vorsitzender des Landeselternbeirats.

Pressemeldung – Kostenfreies Schülerticket für ganz Hessen (.PDF)